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Fröhliche „Geweihnachten“

„Wo möchtest du heuer Weihnachten feiern?“ fragt mich Tim am 3. Advent beim Frühstück. Eine ganz unschuldige Frage und doch löst sie bei uns beiden einen sehr „un-besinnlichen“ Streit aus.

Es führt dazu, dass wir nun schon seit Tagen nur noch höfliche Kommunikation austauschen, so in etwa „ja“, „nein“, „wie du meinst“. Der Grund: Tim und ich kennen uns seit 10 Jahren. Wir wohnen zusammen und lieben uns und haben noch nie alleine den Heiligen Abend zusammen gefeiert. Entweder waren wir bei meinen Eltern oder bei seinen. Immer schön abwechselnd damit keiner beleidigt ist. Das hat zur Folge, dass wir auch keinen richtigen Christbaum haben, nur das Adventsgesteck. Es macht wenig Sinn einen Baum zu schmücken und dann am wichtigsten Abend nicht dazu sein. Da sind wir uns einig.

 „Bei meiner Familie, wir sind dran, schon vergessen?“ sage ich und beiße herzhaft in einen Lebkuchen. Pfeif auf die Kalorien in der staden Zeit. „Ja, aber wir waren letztes Jahr nur kurz bei uns weil Mama krank war und eigentlich war Marie (Anmerkung: seine nervige Schwester) nicht da und das Ganze war wenig gemütlich. Mama will heuer nochmal richtig nachfeiern. Wir können ja am ersten Feiertag zu deinen Eltern fahren, oder?“ Tim sieht mich mit seinem Hundeblick treuherzig an. „Nein echt nicht, Mama hat mich schon gefragt, was wir essen wollen und überhaupt verstößt du gerade gegen die Regel, mein Schatz“. Ich blicke verwundert auf. Was soll das denn jetzt? „Komm schon, wir müssen ja nicht immer nach Plan machen. Deine Brüder (Anmerkung: ich habe drei Brüder, Nichten und Neffen und bei uns war immer das Haus voll), kommen mit der ganzen Horde, da gehen wir doch unter. Ich möchte auch Marie mal wieder sehen und mit ihr reden, sie fährt am ersten Feiertag schon wieder zurück zu ihren Schwiegereltern (Anmerkung: Marie kommt ohne Familie, warum auch immer). Bei euch ist es eh immer so unruhig und eng.“ „Sag mal geht’s noch? Wir haben das immer schön so aufgeteilt und nur weil Marie mal wieder schnell, schnell vorbeihuscht und deine Mutter mal ausnahmsweise nicht leidend ist, soll meine Familie jetzt leer ausgehen? Dann können wir gleich auf getrennt machen, du gehst zu deinen, ich zu meinen Eltern. Wäre sowieso die bessere Idee. Mich nervt eh dieses Hin und Her. Geht mir schon seit Jahren auf den Senkel. Und überhaupt was heißt bei meiner Familie ist es unruhig?“ „Aha, meine Mutter ist also mal wieder schuld weil sie Migräne hat“ fährt Tim mich an, usw. und sofort giften wir uns über den Frühstücktisch an. Das ganze wurde letztendlich immer unsachlicher und weil wir schon mal bei Streiten sind, werfe ich Tim gleich noch vor, dass die Umzugskiste von seiner im Sommer verstorbenen Oma immer noch im Arbeitszimmer steht und wenn der Krempel (was immer auch da drin ist) nicht bald verschwindet, dann schmeiß ich es eigenständig weg. Mich gehe das nichts an, meint er und überhaupt wolle er das schon längst mal sagen, dass ich mit meiner „Wegschmeisserei“ zu weit gehe. Seine Sachen! Werbung, alte Zeitungen, ausgepresste Zahnpastatuben, alles wird aufgehoben bis es vergilbt oder vertrocknet. 
 
Mensch, haben wir uns plötzlich gefetzt. Zum Schluss breche ich in Tränen aus und werfe mich im Schlafzimmer aufs Bett. Tim setzt sich vor seinen Laptop und wir sprechen den ganzen Tag kein Wort mehr miteinander. Da wir beide schlimme Starrköpfe sind, wird das Thema Weihnachten bis zum 23.12. nicht mehr angesprochen. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass jeder zu seiner Familie geht.

Wir lieben eigentlich beide die Adventszeit und schauen uns gerne kitschige Filme im Fernsehen an. Jetzt läuft irgendein Ramsch in der Glotze und beide fummeln wir an unseren Smartphones rum. Wir gehen getrennt mit Kollegen oder Freunden zu den Christkindlmärkten und versauen uns somit die restliche Vorweihnachtszeit.

Stimmt wohl doch, dass die Nerven um diese Zeit blank liegen. Ich hatte in der Zwischenzeit auch für mich beschlossen den Heiligen Abend zu Hause zu verbringen. Ich habe keinen Nerv meiner Familie etwas vorzuspielen oder zu lügen und ich will mich einsam und gekränkt zu Hause verkriechen. Nur ich, der Adventskranz und Bruce Willis in „Stirb langsam 24“.

Meine Eltern mischen sich Gott sei Dank nicht ein und lassen mich in Ruhe. Ich war dankbar dafür. Am ersten Feiertag will ich dann zu ihnen fahren und mit meinen Nichten und Neffen spielen. Dann kann ich auch gleich erklären warum das ganze Fest gekippt ist.

Am Morgen des 24.12. wache ich spät auf. Tim war schon aufgestanden und ich höre ihn rumkramen und rascheln. Er packt wie immer auf die letzte Minute Geschenke ein. Dann wird er zu seiner Familie fahren und ich konnte die Wohnung für mich besetzen. Ich räkele mich noch etwas und bin ziemlich traurig. 
 
Warum gehe ich nicht einfach zu ihm und küsse ihn, sag das es mir leid tut und ich allem zustimme was er möchte. Es war doch Heiliger Abend. Nein. Warum immer ich? Eigentlich gebe immer ich nach, wirklich ist so.

Plötzlich höre ich Tim rufen: „Hey, komm schnell ins Wohnzimmer. Beeil dich“.

Ich springe aus dem Bett weil ich denke es ist was passiert. Tim bringt es fertig sich mit der Schere schwer zu verletzen, der alte Chaot. Ich laufe zum Wohnzimmer und bleib wie angewurzelt vor der Türe stehen.

Tim sitzt auf unserem Sofa. Er hält einen alten Hirschkopf in den Händen. Das Geweih ist mit lauter bunten alten Kugeln und zerfledderten Lametta behängt. Es sieht einfach nur zum Schießen aus.

„Das habe ich gestern in Omas Nachlass gefunden.“ Er hebt das geschmückte Ungetüm auf seinen Kopf. „Fröhliche Geweihnachten“ mein Schatz, hast du mich wieder lieb?“ Tim sieht aus wie ein Rentier zum Knutschen. Ich laufe zu ihm und wir lachen und küssen uns wie schon lange nicht mehr. Der röhrende Weihnachtshirsch bekam ein schönes Plätzchen in der Wohnzimmerecke. Wir verbrachten einen traumhaften Nachmittag und später, nach einem feinen Essen mit Wein und Schmuserein, setzen wir uns zu unserem „Christbaum“ und feiern unsere schönste Weihnachten zu zweit. Ohne Familie und Bruce Willis.

 

Paula überlebt Weihnachten

Auf einem kleinen Bauernhof, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, lebte noch der alte Hund Bello, die Kuh Frieda,  Kater Max und die Gans Paula. Als Paula geboren wurde, bedauerte sie bald kein Schwan geworden zu sein. Sie putzte sich pausenlos ihre weißen  Federn, fraß nur die Hälfte des grässlichen Futters und achtete streng auf ihre Linie, indem sie jeden Tag einen strammen Marsch um den Hof watschelte. Sie war eitel und vornehm. Eine arrogante Gans, ein Möchte-Gern- Schwan eben. Das missfiel natürlich auch der Bäuerin.
„So a dürres Vieh mog koana zu Weihnachten“ schimpfte sie bereits letztes Jahr im Stall bei der Fütterung, als sich die anderen Gänse auf die alten Kartoffelschalen stürzten. Paula saß hochschnäbelig auf einer alten Holzkiste und schaute verachtend ihren Artgenossen beim Schlemmen zu.  Das wird euer Todesurteil, ihr dummen Gänse. Paula erinnerte sich noch gut. Die Gänse bekamen in der Zeit besonders viel zu fressen und als es immer kälter wurde und zu schneien begann, waren die Gänse plötzlich weg. Der rotgesichtige Bauer, er lebte damals noch, packte sie an den Hälsen und steckte sie in eine Transportkiste und fuhr mit ihnen weg. Eine dicke besonders dumme Gans,  Paula konnte sie nicht ausstehen, wurde in die Küche gebracht und als der Christbaum geschmückt in der Ecke stand, lag diese bereits knusprig braun gebraten in dem Bräter auf dem Herd. Mit mir nicht, beschloss  Paula  darauf und zog ihr strenges Fitnessprogramm gnadenlos durch.

Jetzt stand wieder Weihnachten vor der Tür. Es wurde kalt und es roch nach Schnee. Die alte Bäuerin lebte alleine auf dem Hof und kümmerte sich mehr schlecht als recht um das Gehöft und die Tiere. Sie hustete zum Steinerweichen. Der Kater hatte sich längst auf dem Nachbarhof niedergelassen und kam nur noch sporadisch vorbei. Paula spürte die Gefahr. Weihnachten war ein Fest des Grauens für Gänse. Die Bauersfrau hatte ihr gestern das Fressen gebracht und sie genau beäugt.
„Diesmal bist fällig, für mich reicht’s, du depperte Gans“  und verließ hinkend den
Stall.„ Brings hinter dich“ knurrte der alte Hund und schlief wieder ein. Die Kuh fraß wortlos ihr Heu und schaute Paula mit traurigem Blick an. Es war auch wirklich kein Vergnügen mehr. Ihre Artgenossen fehlten ihr, auch wenn Paula das ungern zugab.  Sie fror unter ihrem Federkleid. Eine schlanke Figur war im Winter ein Fluch. Eine schlimme Zeit kam auf sie zu und sie fühlte ihr nahes Ende. Am nächsten Morgen hörten die Tiere das Husten der Bäuerin bis in den Stall. Die erstickt sicher bald, dachte Paula und schämte sich für ihre Gedanken. Was sollte denn aus den anderen werden? Sie selber wurde sicher vorher noch verspeist und hatte es überstanden. Sie hörten plötzlich die alte Bäuerin reden, krächzend und schnell. Dann wieder dieser schlimme Husten. Im Stall war es vollkommen still. Bello und Frieda warteten auf ihr Fressen und Paula auf ihren Gang zum Schafott in den Bräter. Nach einer Ewigkeit kam ein Auto mit Blinklampe und machte einen Höllenlärm. Paula watschelte zu der offenen Stalltür und sah wie eine Frau und zwei Männer der Bäuerin in den Wagen halfen. Dann verließ das Auto den Hof in Windeseile.
„Sie ist weg“ sagte Paula zu den anderen. „Naja die kommt sicher gleich wieder, so zäh wie die ist. “Sie warteten den  Nachmittag und die ganze Nacht. Am nächsten Morgen verspürte sogar Paula leichten Hunger.

„Ich schau mal nach“. Paula verließ den Stall und sah, dass die Tür zum Haus angelehnt war. Neugierig spähte Paula hinein in die gute Stube. Auf dem großen Holzofen thronte der Bräter. Der Sarg steht also schon da. Eigentlich kann ich schon mal Probesitzen, dachte sie grimmig.

Galgenhumor war schon immer Paulas Stärke und sie flatterte auf den Tisch und hüpfte rüber auf den Herd. Wenigstens hatte die Alte ihn schön geputzt. Paula graute vor Dreck. Zumindest will ich hübsch sterben, dachte sie und stieg vorsichtig in den Bräter. Erhaben und stolz blickte Paula von oben herab durch die Wohnstube und ihr kleines Gänseherz begann auf einmal heftig zu schlagen.

Soviel Entbehrung und Kasteiung hast du dir angetan und jetzt wirst du doch sterben wie alle anderen. Die Alte kam sicher mit einem Mordshunger nach Hause und warum sollte ich sie nicht überraschen?  Sie kann mir gleich hier den Hals umdrehen und ich habe zumindest noch meinen Triumph und zeige ihr meinen Mut. Paula fühlte sich sehr schlecht und müde. Das alles war auch wirklich der Horror. Sie schloss ihre Augen und begann einzudösen.  Sie träumte von einem herrlichen blauen See und sah sich mit wunderschönen Schwänen darin schwimmen. Es war wie im Märchen. Paula hörte nicht den Wagen der in den Hof fuhr.
Eine Frau, ein Mann und zwei kleine Mädchen stiegen aus und gingen zu dem Haus. Sie betraten die Stube und in diesem Moment wachte Paula auf. Sie erstarrte, konnte sich vor lauter Schreck nicht rühren. Der Familie ging es wohl genauso, denn sie schauten auf die Gans im Bräter und konnten es nicht fassen. Doch dann lachten sie alle schallend und konnten nicht mehr aufhören.
„Sieh dir das an“ sagte die Frau mit Tränen in den Augen zu ihrem Mann “der Weihnachtsbraten begrüßt uns schon“. Die vier kamen vorsichtig auf Paula zu und der Mann sagte freundlich.
„Keine Angst, kleines Gänschen. Wir machen uns nix aus Fleisch, bei uns gibt’s Fisch zum Fest. Und so schlank und pfiffig wie du bist, behalten wir dich als Unterstützung für Bello.“
„Die Oma ist im Krankenhaus und muss dann ins Heim und wir wohnen jetzt hier und kümmern uns um den Hof“ sagte eines der Mädchen und streichelte vorsichtig Paulas zitterndes Federkleid.
Paula erlöste sich langsam aus ihrer Starre, stieg schnell aus dem Bräter und flatterte in Richtung Ausgang. Ihr hatte es die Sprache verschlagen.  Schnell huschte sie zurück  in den Stall und viel dort vor den anderen in eine gnädige Ohnmacht.
„Siehst du, nix Fressen ist schlecht für die Nerven“ knurrte Bello zu Frieda und schlief wieder ein.
Am Heiligen Abend, der Stall war gereinigt, die Tiere gefüttert, hörten diese plötzlich ein Singen. „Oh du fröhliche ,oh du selige, Gnadenbringende Weihnachtszeit“.
Paula wurde neugierig. Sie ging zu dem Haus und sah durch das kleine Fenster. Die Familie saß am Tisch und verzehrte ihre Forellen mit Kartoffelsalat. Sie lachten und ließen sich das gute Essen schmecken.
Ein herrlich geschmückter Christbaum funkelte in der Ecke.
Eine nette Familie ist das, vor allem sind alle so schlank, dachte Paula zufrieden. Weihnachten ist eigentlich schön, besonders wenn man es erleben darf, freute sie sich. Sie hatte heute eine Ausnahme gemacht und das hochwertige Futter, welches ihr gereicht wurde, komplett aufgefressen. Ein kleiner Rundgang um den Hof ist sicher gut für die Verdauung und sie konnte gleich noch nach dem Rechten sehen. Paula schüttelte zufrieden ihr weißes Federkleid, streckte ihren langen Hals und watschelte stolz durch die sternenklare stille Winternacht
in eine glückliche Zukunft.

 

 

Mein Weihnachtsgefühl

Jeder der ein christliches Weihnachtsfest feiert, kennt dieses Gefühl. Aufregung, Vorfreude, der Blick für alles Schöne und Gute. Mitgefühl, Nachsicht und die Unschuld eines Kindes erfasst das Gemüt. Das alles weht einen ins Herz und lässt uns hoffen auf ewigen Frieden und Glück. Meistens ist am ersten Weihnachtsfeiertag wieder Schluss damit. Wir denken an Sylvester und wo man es hinter sich bringen wird und spätestens nach Heilig Dreikönig gehen wir wieder unserem nüchternen Alltag nach.

Ich war eine Frau in den besten Jahren. Ich sehe durchschnittlich aus, ich verdiene durchschnittlich in einem kleinen Handwerksbetrieb als Buchhalterin. Ich bin alleinstehend aber nicht unglücklich damit. Ich habe Bekannte und Nachbarn. Ich bin nicht unfreundlich aber auch nicht aufdringlich und am liebsten verbringe ich meine Freizeit alleine in der Natur. Überschwängliche Emotionen sind mir genauso fremd wie ständiges Geschnatter um unnützes Zeug. Esoterik und aller Art von Religionen lehne ich ab. Soviel dazu.

Meine Geschichte begann vor einem Jahr kurz vor Weihnachten. Überall drängte sich wieder der schillernde Konsum unnützem Kitsch auf. Ich mied den Weihnachtsterror wo es nur ging. Im Betrieb herrschte eine ausgelassene Stimmung. Wir tranken Glühwein und aßen Plätzchen und ich machte mich frühzeitig davon um noch etwas spazieren zu gehen. Ich packte mich warm ein und lief zu unserem Stadtfriedhof. Der richtige Platz um sein Ruhe zu haben. Ich ging an eingeschneiten alten Gräbern mit unbekannten Inschriften vorbei. Es war totenstill. Plötzlich verharrte ich an einem Grab, deren Stein die Form eines Herzens hatte. Es war ein neueres Grab. Ein Kind lag dort begraben. Es wurde nur sechs Jahre alt. Es wurde am Heiligen Abend geboren und war auch letztes Jahr am Heiligen Abend verstorben. Ein kleines Bild zeigte ein Mädchen mit fröhlichem Lachen und braunen Zöpfen.

Ich starrte auf das Bild und mir zog plötzlich etwas durchs Herz, Mark und Bein. Ich griff mir an die Brust und dachte ein Herzinfarkt überfiel mich, aber es war etwas anderes. Ein warmes, leichtes und unglaublich intensives Gefühl strömte plötzlich durch meine Adern. Ich spürte eine mir völlig unbekannte Leichtigkeit und Freude. Erschrocken blickte ich mich um. Ich fühlte mich an diesem Ort meiner Gefühle ertappt. Schnell verließ ich das Grab und den Friedhof. Zu Hause verkroch ich mich gleich ins Bett und fiel in einen traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen erwachte ich wieder mit diesem seltsamen Gefühl der Freude und Zuversicht.

Es fühlte sich an, wie wenn ich jemanden mit tiefster Liebe erwarten würde. Ich duschte kalt und verließ unruhig das Haus. In der Arbeit fragten mich die Kollegen ob ich guter Dinge wäre, ich hätte ein Strahlen in den Augen. Beim Bäcker, die Nachbarn, Kollegen, alle Menschen in meiner Umgebung, sie lächelten mich an und wünschten mir fröhliche Weihnachten. Ich lief anscheinend den ganzen Tag mit einem Grinsen im Gesicht herum.

Etwas war mit mir geschehen. Ich wollte plötzlich die ganze Welt umarmen. Ich freute mich über das Morgengrauen und empfand den Tag als mein persönliches Geschenk. Weihnachten ging ich in die Kirche und nahm die Einladungen verschiedener Bekannten gerne an. Ich führte lang vorhergeschobene Gespräche mit entfernten Verwandten und erlebte meinen ersten Weihnachtszauber. Alles fühlte sich gut und richtig an.

Am Anfang versuchte ich es noch zu ignorieren, stieß es immer wieder von mir. Aber es ließ mich nicht mehr los, dieses Gefühl. Ärzte, Psychologen, Geistliche, jeder wusste etwa dazu zu sagen. Aber keiner konnte mir erklären was mit mir los war. Ich nannte es bald mein Weihnachtsgefühl, denn auch lange nach den Feiertagen blieb es in meinem Herzen. Ich ergab mich ihm hin und durchlebte ein Jahr voller Zufriedenheit und Glück.

Vieles hatte sich dadurch verändert. Ich nahm meine Umwelt mehr wahr und hatte das Bedürfnis anderen mehr zuzuhören und zu helfen. Ich wurde gesellschaftsfähig.

Es forderte mich auch, dieses unbekannte Gefühl. Es verlangte etwas von mir. Als ob ich eine Aufgabe zu erfüllen hätte. Ich nahm eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Kindergarten wahr. Kinder verstanden mich am besten. Sie erfreuten sich am einfachsten im Hier und Jetzt und sahen dem Leben ohne Argwohn entgegen.

Ein wenig war ich wie sie geworden. Oft musste ich mich bremsen um nicht andere mit meinem Frohsinn zu erschrecken.  Eine Blumenwiese, Schmetterlinge oder einfach ein Butterbrot versüßten mir den ganzen Tag.

Es war wieder Adventszeit geworden und wir bastelten im Kindergarten eine Krippe. Ich lauschte zufrieden dem Geplapper der aufgeregten Kinder und freute mich auf Weihnachten. Obwohl ich das ganze Jahr Glückseligkeit verspürte, war mein Gefühl zu dieser Zeit noch stärker geworden.

Eine Erzieherin erzählte eine Weihnachtsgeschichte. Die Kinder hörten mit großen Augen zu und es war herrlich ihnen zuzusehen. Als die Geschichte zu Ende war, erzählte die Frau den Kindern, dass ein kleines Mädchen diese Geschichte besonders mochte. Das Kind liebte Weihnachten über alles und es war an Heiligen Abend geboren und leider auch verstorben. Sie vermisst es sehr, denn das Mädchen war ein ganz besonderes Kind so wie alle Kinder etwas Besonderes sind. Die Frau hatte Tränen in den Augen.

Mich überfiel ein Schaudern. Mein Weihnachtsgefühl zeigte sich das erste Mal an dem Grabstein der wie ein Herz aussah und ich erinnerte mich noch gut an das Bild von dem kleinen Mädchen mit den Zöpfen.

In der Mittagspause nahm ich die Frau zur Seite und erzählte ihr meine Geschichte. Sie sagte mir sie sei die Mutter des Mädchens. Ihre Tochter war ein glückliches Kind dass nur Freude verbreitete. Weihnachten war ihre liebste Zeit und sie feierten ihren Geburtstag und das Kommen des Christkinds immer besonders innig und schön. Sie starb an einem plötzlichen Herztod. 

Ich umarmte die Frau und sie ließ sich von mir trösten. Sie meinte, sie spürte eine wunderbare Wärme und Zufriedenheit, so als ob sie ihr Kind wieder in den Armen hält.

Wir wurden Freundinnen und wenn wir gemeinsam zu dem Grab ihrer kleinen Tochter gehen, strahlt das glückliche Lächeln des Kindes direkt in unsere Herzen.
Ich verstehe mich als Botschafterin dieses Mädchens. Mein Gefühl will, dass wir alle ein wenig mit Kinderaugen durchs Leben gehen und uns das ganze Jahr an den kleinen Dingen erfreuen. Für mich ist es das schönste Geschenk was ich je bekommen habe. Woher immer es auch kam, es gehört nur mir.

Versuchen Sie es doch auch. Irgendwo ist ein Gefühl, das nur auf sie wartet. Lassen Sie es in ihrem Herzen wohnen. Trauen sie sich ruhig. Warum sollte dann nicht jeder Tag ein bisschen wie Weihnachten für uns alle sein?

 

 

Weihnachten auf der Biberburg

Es hatte mächtig angefangen zu schneien. Morgen war Weihnachten. Der Schnee legte seine weiße Decke auf Bäume, Felder und Dächer. An einem kleinen Bach lebte eine Biberkolonie. Riesige aufgetürmte Äste und Zweige waren dort zu einem kunstvollen Heim verbaut worden. Gestautes Wasser verwandelte sich, bald gefroren, tiefschwarz zu einem kleinen See vor der Biberburg.
Nicht weit weg, so dass es die Biberfamilie nicht störte, lag ein einsamer Bauernhof.
Die Familie dort freute sich auf die Festtage. Der Papa hatte mit den Kindern einen kleinen Baum im Topf gekauft. Draußen muss er stehen, mitten im Hof. In der guten Stube wurde morgen der richtige Weihnachtsbaum aufgestellt. Aufgeregt und mit strahlenden Gesichtern hängten die Kinder Lametta und Strohsterne auf die kleine Tanne. Später sollte dann die Lichterkette angebracht werden. Wenn es dunkel war und alles heimelig aussieht. Die Familie war so mit sich beschäftigt, dass sie die beiden kleinen Biber nicht bemerkten. Diese versteckten sich hinter dem nahen Fichtenwald und sahen dem merkwürdigen Treiben zu.
„Was machen die da? Sie behängen einen Baum mit Glitzerzeug und warum steht der in einem Topf?“ fragte sich der weibliche kleinen Nager.
„Komisches Volk, Bäume müssen gefällt und zu Baumaterial genutzt werden.“  Der kleine Bibermann schüttelte seinen nassen Kopf.
„Ja, wirklich seltsam, aber schau wie schön der Baum aussieht.“ Das kleine Bibermädchen geriet in Verzückung. Sie konnte sich gar nicht satt sehen an dem vielen Geschmeide. Ihr Bruder sah das Ganze eher pragmatisch. Er wollte zum Bau zurück, die Familie vermisste die beiden sicher schon.
„Sieh nur, sie haben so viel Freude damit.“ Das Bibermädchen machte große Augen. Sie hatte sich bereits in den Christbaum verliebt.
Die Kinder sprangen jetzt um die geschmückte Tanne herum sangen „Oh Tannenbaum, Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter….“.
Nach einer Weile ging die Familie in ihr Haus zurück und es wurde ruhig auf dem Hof.
„Ich möchte auch so einen Baum haben. Wir könnten doch auch eine Tanne abnagen und sie auf unseren Bau stellen. Aber wir haben keinen Schmuck. Schade.“ Die Biberschwester schaute enttäuscht.
Ihr Bruder, immer schon zu derben Scherzen neigend, zeigte grinsend seine breiten Vorderzähne.
„ Warum der Aufwand. Wir holen uns deinen Baum, geschmückt, direkt vom Hersteller. Das wird ein Kinderspiel für mich.“ Er stellte sich auf seine Hinterpfoten und witterte die Lage.
Alles war still und es wurde bereits dämmrig.
„Du willst den Baum doch nicht etwa stehlen? Sowas darf man nicht“. Das Bibermädel war ein anständiger Nager. Es reichte doch schon, dass die Biberfamilie kostenlos den halben Wald des Hofbesitzers in sein Revier transportierte.
„Willst du ihn jetzt haben oder nicht? Die Menschen können sich jederzeit wieder so ein Ding herstellen. Also, wir warten noch etwas und dann schnappe ich ihn mir“.
Ihr Bruder war bereits Feuer und Flamme. Was für ein Spaß, endlich mal eine Mutprobe.
Die Bibergeschwister verharrten still in ihrem Versteck, die Herzen pumperten in ihrer Brust.
Das eine vor Freude, das andere vor Angst.
Dann ging plötzlich alles sehr schnell. Der Biberjunge huschte über den Hof zu dem Christbaum im Topf. Er stellte sich auf und hackte seine Vorderzähne in den kleinen Stamm. Das Tännlein, eher zart und schmalstämmig, kippte sofort auf den Boden. Geschickt und vorsichtig zog der Mutige das Bäumchen Richtung Schwester, die ihre Pfötchen begeistert aneinander rieb.
Schnell liefen sie zurück in ihren Bau. Der Bruder voran mit dem Stamm in den Zähnen, die Schwester hinterher und los ging’s Richtung Heimat. 

Im Biberdorf erwarteten die beiden schon die besorgten Eltern. Als diese ihre Kinder mit der Tanne kommen sahen, waren alle erst mal erleichtert. Eigentlich sollten die Kleinen schon längst Winterkuscheln.
„Mama, Papa, schaut nur, wir haben einen Baum gefunden mit Schmuck drauf.“ Das Bibermädchen war so in ihre Phantasiewelt getaucht, dass ihr die kleine Lüge sorglos über das Mäulchen ging.
„Soso“ sagte der Vater streng, „und deshalb kommt ihr so spät? Was wollt ihr jetzt mit ihm machen?“ Lange konnte er seinen Kindern nicht böse sein und auch die Bibermama war froh, dass die Kleinen wieder heil zu Hause waren.
„Wir stellen ihn auf die Burg und singen, „Oh Tannen..“ rief die Schwester, als ihr der Bruder eine in die Seite hieb. Jetzt hätten sie sich beinahe verraten, aber es kamen bereits lautstark die restlichen Biber der Großfamilie dazu und begutachteten erstaunt den Christbaum.
Dieser lag etwas ramponiert und trostlos auf dem Boden. Nach vielen Hin und Her zogen der Papa und ein Onkel die Tanne auf den Bau und steckten ihn mit viel Mühe fest in das Ast- und Wurzelgeflecht. Etwas schief und krumm, das Lametta verknäult, die Strohsterne geknickt, mitten auf einem Flussbett umringt von andächtigen Bibern, stand er nun in seinem neuen Zuhause.
Was für  ein Anblick.
„Schau Opa, ist er nicht wunderschön“ lachte das Bibermädchen freudig und kuschelte sich an den alten Biber, der ebenfalls wegen der Aktion seinen Bau verließ. Alle fanden das nadelige Baumaterial, behängt mit allerlei Zeug mehr als spannend und freuten sich über die kleine Abwechslung.
Es war schon richtig spät als auf der Biberburg endlich Ruhe einkehrte.

Auf dem Bauernhof gab’s am nächsten Morgen erst mal Tränen und Verwirrung wegen dem verschwundenen Christbaum. Der Vater sah sofort die Schleifspuren im Schnee, die sich durch den Hof zogen und Richtung Bach verschwanden. Er machte sich mit seiner kleinen Tochter und Sohn auf den Weg. Wer klaute denn einen Christbaum und das vor Heilig Abend? Die drei verfolgten die Spuren und sie kamen nach einiger Zeit an den kleinen Staudamm den die Biber errichtet hatten. Der Vater wusste von der Biberkolonie aber es störte ihn nicht weiter, eine Überschwemmung war nicht zu befürchten und Biber standen unter Naturschutz.
Als sie näher kamen trauten sie ihren Augen nicht.
Mitten auf der Biberburg thronte ihr Christbaum. Das Lametta und die Strohsterne flatterten im Wind
Vor dem mächtigen Bau saßen zwei kleine Biber und starrten zu ihnen herüber.

Alle waren mucksmäuschenstill. Welch seltsame Begegnung und Schauspiel war das.
 „Ich denke das lassen wir mal durchgehen oder? Warum sollten nicht auch Biber Weihnachten feiern? Was meint ihr? Wir haben ja noch unseren Christbaum im Wohnzimmer.“ Der Papa hatte sich als erster gefangen und plötzlich mussten die Kinder und er laut lachen. Sie konnten gar nicht mehr aufhören und lachten noch als sie sich schon auf den Heimweg machten. Die Kinder konnten es nicht abwarten, der Mama alles zu erzählen. Eine richtige Weihnachtsüberraschung.

Die Bibergeschwister schauten sich an und bleckten ihre gelben Nagezähne.

„Siehst du, die sind sogar froh dass sie das Gestrüpp los sind. “, neckte der freche Bruder seine Schwester. Diese war ganz erleichtert, dass die Menschen den Tannenbaum nicht einfach wieder mitnahmen. Sie sah es als Friedensangebot und freute sich jetzt richtig über ihren Christbaum.

„Oh Tannenbaum, Oh Tannenbaum“ sang sie freudig…“wie geht’s gleich weiter?“

 

 

Bens Weihnachtswunsch

Jenny ging als Christkind zur Weihnachtsfeier. Weißes kurzes Kleid und goldener Haarreif mit Heilgenschein auf den blonden Locken, kleine goldene Pappflügel und schon sah sie aus wie ein Rauschgoldengel. Die Kollegen fanden es super und sie genoss die Komplimente. Wegen hoher Arbeitsbelastung fiel der Event auf den 23.12. Morgen konnten sie ja alle ausschlafen und den verdienten Weihnachtsurlaub antreten. Jenny fand eigentlich gar nichts aufregend an Weihnachten und der Heilige Abend bei der Familie war nervig und spießig. Ihre Eltern behandelten sie wie ein Kleinkind und sie wurde sicher wieder gemästet und mit Liebe überschüttet. Seit Jenny allein wohnte, frönte sie mehr dem Nachtleben und fand sich mit ihren zwanzig Jahren cool und unabhängig.

Die Feier war feuchtfröhlich und als die Idee kam, gleich anschließend ein frühes Frühstück im Cafe um die Ecke  einzunehmen, war es schon nach neun Uhr morgens als sie sich alle lachend und müde von einander verabschiedeten. Jenny wohnte nicht weit weg von dem Cafe. Sie wollte ihren Brummschädel auskühlen lassen und ging zu Fuß nach Hause. Sie knöpfte ihre weiße Felljacke fest zu und marschierte, leise zu dem neuesten Hit summend, ihre kleine Einbahnstraße entlang. Neue Reihenhäuser mit schicken Vorgärten waren bereits festlich geschmückt und überall blinkte und funkelte es aus den Fenstern.

Nur das letzte Eckhaus war ohne Glanz und Lichterketten und als Jenny am Gartentor vorbei ging, saß ein kleiner Junge vor der Eingangstür und schaute ziemlich traurig drein. Als er Jenny sah, glitt ein so freudiges Strahlen auf sein kleines Gesicht, dass Jenny stehen blieb und zurück lachte. „Na Kleiner, wer hat dich denn so Früh ausgesetzt?“ fragte Jenny kess wie immer. “Bist du das Christkind?“ fragte er vorsichtig.

Jenny wurde sich ihres Outfits wieder bewusst und wollte gerade etwas klarstellen, als der kleine Junge schon das Tor geöffnet hatte und sie an der Hand nahm und Richtung Haus zog. „Halt warte doch mal“ Jenny ging in die Hocke und sah dem Jungen in die Augen. „Wo sind denn deine Eltern?“ „Die sind heut früh schon wieder in ihr Büro, da sind sie eigentlich immer. Heute kommen sie sicher auch wieder spät, aber heut ist doch Weihnachten und der Christbaum liegt noch im Keller und wahrscheinlich vergessen sie sowieso das du heute kommst. Jetzt kommt dann gleich mein Babysitter, aber die ist doof und hört nur Musik und mag mich nicht“ sprudelte es aus ihm heraus.

Und jetzt denkt er womöglich ich bin das Christkind, so ein Mist und das mir, dachte Jenny. Für sowas hab ich ja überhaupt keine Begabung.

Sie überlegte kurz und besann sich. Es war Heiliger Abend. „Wie heißt du denn überhaupt?“ Jenny setzte ihr schönsten Lächeln auf.

„Ben. Ich bin sechs Jahre alt. Er zeigte sechs kleine Finger in die Luft. „Pass auf Ben, du weißt dass ich heute viel zu tun habe, aber wo ich schon mal hier bin, komme ich kurz rein und trage dir den Christbaum hoch ins Wohnzimmer, ok?“ Ben nickte ganz wild und schob Jenny Richtung Haustür. Noble Hütte, alles klinisch sauber und ziemlich ungemütlich, dachte sie sofort. Sie schlüpfte aus ihrer Daunenjacke und zog ihre Flügel in Form.

Ben lotste sie gleich in den Keller und Jenny sah den Christbaum und den Halter dazu in einer Ecke stehen. Wenigsten war er nicht so groß. Sie klemmte ihn sich unter den Arm und Ben zog eifrig eine Kiste aus einem Regal „Der Schmuck ist da drin und die Krippe“ sagte er aufgeregt und lief schon wieder damit nach oben. Jenny versuchte ihre Kopfschmerzen auszuschalten und das Spiel einfach mitzumachen. Sie würde sich noch was einfallen lassen müssen wenn die Aufpasserin kam und sie hier antraf. Sie hatte Mitleid mit dem kleinen Kerl und eine Wut auf die abwesenden Eltern. Eigentlich sollten die hier sein und sich um ihr vereinsamtes Kind kümmern.

Im Wohnzimmer befreiten sie gemeinsam den Baum aus dem Netz und steckten ihn mit viel Mühe in den Halter. Ben öffnete die Kiste und ein Sammelsurium aus edelsten Kugeln, Glasfiguren und Strohsternen kam zum Vorschein. Ben lief zum CD-Player und schon dudelte „Lasst uns froh und munter sein“ durch das Wohnzimmer. Jenny musste schmunzeln als sie den Kleinen beobachtete. Ben strahlte und plötzlich wusste Jenny was es hieß, Kinder mit großen Augen vor dem Christbaum zu sehen. „Ich weiß schon was ich geschenkt bekomme“, Ben hing vorsichtig eine rote Kugel an den Baum. „Eine ganze Menge Spielsachen, ein Fahrrad, Hörbücher und Süßigkeiten, aber das weißt du ja selber, weil du das alles heute Abend bringst“. „Du klingst aber nicht so begeistert. Stimmt, du bekommst eine ganze Menge, mehr als viele andere Kinder“. „Eigentlich wünsche ich mir nur das Mama und Papa mehr Zeit für mich haben. Sie sind immer weg und abends müde und heute wird das sicher auch so sein“.

Jenny kniete sich zu Ben und sah ihm in die Augen. „Ben, erzähl deinen Wunsch deinen Eltern heute Abend und richte ihnen von mir aus, dass es nichts Schöneres und Wertvolleres gibt als Zeit für einander zu haben. Kein Spielzeug dieser Welt macht so viel Freude. Hast du verstanden?“ „Ja, hab ich, ich sag ihnen das du dir das auch wünscht“. „Richtig, Weihnachten ist ein Fest wo alle Menschen zusammenkommen, sich zuhören und für einander da sind. Das wünscht sich das Christkind am meisten“. Der Baum sah wunderschön aus und sie schauten stolz auf ihr gemeinsames Werk. „Die Kerzen machst du aber erst an wenn deine Eltern wieder da sind, versprochen? Ich muss jetzt los und du bleibst im Haus, draußen ist es kalt.“

Jenny ging in den Flur und zog ihre Jacke an. Plötzlich ging die Haustüre auf und ein junges Mädchen mit Kopfhörer und pinken Strubbelhaaren starrte sie entsetzt an. „Keine Angst ich bin nur das Christkind“ grinste Jenny. Sie streichelte Ben über das Haar. „Du wirst sehen, deine Eltern werden dir deinen Wunsch erfüllen, du musst nur fest dran glauben“. „Mach ich und danke, Christkind“ Jenny nahm den kleinen Jungen in die Arme und drückte ihn fest an sich. „Bis bald Ben und fröhliche Weihnachten“

 Sie verließ das Haus und ging eilig weiter in ihre Straße. Sie hatte plötzlich eine solche Sehnsucht nach ihren Eltern und freute sich auf die Wärme und Geborgenheit die sie dort erwartete. So muss Weihnachten sein, dachte sie und hoffte, dass der kleine Ben seinen größten Wunsch erfüllt bekam.

 

 

Der verschnupfte Christbaum

Im Försterbetrieb ging es zu wie im Taubenschlag. Meine Freunde die Blautannen, Fichten und Föhren lagen oder lehnten aneinander in Reih und Glied und warteten verkauft zur werden. Es gab nichts Schlimmeres für einen Baum wurzellos in der Kälte zu sterben. Kein Baum will sterben. Ich übrigens auch nicht. Vor einem Jahr wurde ich in einen Topf gepflanzt und stehe seid dem auf der kleinen Terrasse des Verkaufsladens des Försters. Die gefällten Bäume vom letzten Jahr verschwanden damals spurlos und wir da gebliebenen ahnten nichts Gutes.

 Es wurde wieder kalt und wieder wurde gefällt. Es kamen Massen von Menschen und kauften die Nadelbäume, klemmten sie unter den Arm, warfen sie in den Kofferraum ihrer Autos und fuhren weg, auf Nimmerwiedersehen.

Was geschah mit ihnen, dachte ich unruhig. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Neugierig beobachtete ich die Hektik und hoffte dass bald alles vorbei war. Mein Förster gab sich gut gelaunt, die Kasse klingelte und den ganzen Tag spielte nadelzerreißende Musik aus dem Radio.

 Seid gestern fühlte ich mich überhaupt nicht wohl. Mir war kalt in meinem Topf und meine Nadeln fühlten sich taub an. Mich fröstelte und es war ungemütlich.

Ein junger Mann kam abgehetzt zu dem Förster und fuchtelte mit seinen Armen rum während er redete und sein kalter Atmen stieß aus seinem Mund wie der Dampf einer alten Lok. Der Förster schüttelte den Kopf. Er suchte wohl noch einen schönen Baum, aber die besten waren bereits verkauft. Es lagen nur noch buschige oder krumme Kameraden rum und die wollte keiner.

„Nehmens den“. Der Förster zeigte auf mich. Um Himmels Willen. Bitte nicht, ich wohne hier und will nicht sterben.

Es half nichts. Ich wurde bezahlt, hochgehoben und in ein kleines Autos verfrachtet. Wir fuhren endlos durch holperige Strassen und ich wurde schlimm durchgerüttelt.

Krank wie ich mich fühlte wurde mir jetzt auch noch schlecht.

 Irgendwann hatte die Fahrt ein Ende und ich wurde aus dem Auto gehoben und ein enges Treppenhaus hoch getragen. Der Mann war völlig fertig als er mich endlich in eine Ecke eines kleinen Zimmers stellte.

„Du bist ganz ok, wenigstens bist du nicht schief“ begutachtete er mich und drückte meine Zweige nach unten. Er holte einen kleinen Schemel und stellte mich darauf.

„Sehr schön, geschmückt wirst du später. Heut darf nichts schief gehen denn es gibt eine große Überraschung, jetzt noch schnell einkaufen“ sprach’s und weg war er.

Die ganze Aufregung saß mir noch in den Nadeln und es fröstelte mich wieder obwohl es warm war im Zimmer. Ich wurde leicht müde und döste ein.

 Helles Licht weckte mich und der junge Mann kam mit einer großen Holzkiste auf mich zu, hinter ihm eine junge Frau. Sie lachte und klatschte in die Hände.

„Der ist wirklich hübsch, genauso einen Baum hätte ich auch gekauft“, strahlte sie und gab dem Mann einen Kuss auf die Wange.

„Wenn er nicht eingeht können wir ihn nach den Feiertagen auf den Balkon stellen.“ Er öffnete die Kiste und nahm eine rot schimmernde Glaskugel raus und hängte sie mir an einen Zweig.

 Na so was, was macht der denn? Neugierig sah ich dem seltsamen Treiben zu.

 Beide behängten mich weiter mit Glaskugeln, kleinen Holzfiguren, einer goldenen Kette und zum Schluss bekam ich noch einen riesigen Stern auf mein Haupt gesteckt.

 Zufrieden schauten mich die beiden an.

„Das ist der schönste Baum den wir je hatten“ freute sich die Frau.

Vorlauter Lob und die Aufregung bekam ich ein gewaltiges Jucken in den Nadeln und nieste was das Zeug hält.

„Oh Gott was war das denn“ rief sie und packte den Mann ängstlich am Arm, „hoffentlich ist kein Tier im Topf, womöglich einen Maus.“

 Nana Gnädigste, das würde ich aber merken. Ich habe leider einen Schnupfen, erklärte  ich aber sie hörten mich natürlich nicht.

Der Mann begann an mir zu zerren und zu ziehen.

„Da ist nichts, schau er ist ganz sauber und nirgendwo krabbelt es.

Vorsichtig beäugte mich die Frau. Jetzt bloß keinen weiteren Niesanfall sonst schmeißen die mich noch raus.

„Die Kerzen machen wir abends drauf, jetzt gehen wir kochen. Sie räumten die leer geräumte Holzkiste weg und verließen den Raum.

 Kaum war die Türe zu kam von allen meinen Seiten ein lautes „Hallo“ „Das du noch dabei bist“ „Lange nicht gesehen“ „Alle Jahre wieder altes Haus“.

„Das war eine Vorstellung vom Feinsten“ wieherte ein kleines Holzschaukelpferd an meinem rechten unteren Zweig. „So einen Ausritt hatte ich schon lange nicht mehr“.

„Wenn sie am Abend die Kerzen anzünden musst du aber aufpassen sonst gibt es einen Zimmerbrand“ meinte ein besorgter Strohstern zu meiner linken.

„Ich bin erkältet, hoffentlich habe ich euch nicht erschreckt.“ Überall blinkte und glitzerte es um mich rum.

„Nicht so schlimm“. Eine rote Glaskugel funkelte mich freundlich an. „Morgen geht’s dir sicher schon besser. Du stehst in einem Topf, vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr wieder? Es sei denn sie kaufen sich einen neuen Christbaumschmuck“.

„Viel hat sich nicht verändert seid dem letzten Jahr, alles steht noch an seinem alten Platz“ informierte der prächtige Weihnachtsstern auf meinem Haupt.

„Was ist denn das Weihnachten überhaupt, wie läuft das hier ab?“ fragte ich in die strahlende Menge.

„Wenn es dunkel wird, zünden sie die Kerzen an und singen Weihnachtslieder, sie beschenken und umarmen sich. Wir werden bewundert und nach zwei Wochen wandern wir wieder in die Holzkiste zurück und der Baum verschwindet“ erklärte die goldene Kette die sich anmutig um mich schlängelte.

„Keine Sorge“ beruhigte mich eine andere Glaskugel, „ du hast noch deine Wurzeln und wirst es überleben „ dein Vorgänger wurde glaube ich aus dem Fenster geworfen.“

Mir wurde kalt aber nicht von der Erkältung. Es klang alles gar nicht verlockend und ich dachte an meine Kameraden aus der Försterei die jetzt auch geschmückt und wunderschön aber wurzellos auf ihr trauriges Ende warteten.

„Es ist ein großes Privileg ein Christbaum zu sein. Eigentlich das schönste was einem Nadelbaum passieren kann. Schließlich werdet ihr nur für dieses Fest gezüchtet. Du solltest stolz sein, du bist ein Auserwählter“ belehrte mich der Weihnachtsstern.

„Er muss es wissen, er hat schon viele Weihnachten erleben dürfen, Dienstältester sozusagen“ zwinkerte mir das freche Schaukelpferd zu und wippte fröhlich auf und ab.

 Ein Auserwählter, dass klang alles so erhaben und vielleicht sollte ich den Zustand einfach genießen und mich daran erfreuen, dachte ich.

 „Die Frau wird bald reinkommen und sich was wünschen. Sie macht das schon drei Weihnachten lang“ sagte der Strohstern „Irgendwie wirkt sie immer trauriger“.

Die anderen nickten zustimmend.

 Genau in diesem Moment ging die Türe auf und die Frau kam in den Raum. Sie schloss leise die Türe und kam auf mich zu.

„Ich wünsche mir von ganzen Herzen, dass ich einen Heiratsantrag bekomme, das wäre immer noch mein größtes Geschenk.“ sagte sie leise.

In dem Moment überfiel mich ein heftiger Juckreiz und es schüttelte mich dass die Glaskugeln nur so bimmelten.

Erschrocken wich die Frau zurück.

Bitte verzeih mir, jammerte ich im Stillen, ich bin doch nur erkältet.

 Die Frau faltete die Hände und sah auf die Zimmerdecke. „Lieber Gott, lass es ein Zeichen sein“ und verließ eilig das Zimmer.

„Super gemacht, du grüner Tollpatsch“ schimpfte ein dicker Holznikolaus, „jetzt ist sie sicher mit den Nerven fertig und ihr Wunsch wird auch wieder nicht in Erfüllung gehen, was immer sie auch will“ murmelte er in seinen angemalten Bart.

„Es tut mir so leid, ich konnte es nicht zurück halten. Seid ihr noch alle heil?“ erkundigte ich mich besorgt.

„Juppih, dass kam schon einem Galopp gleich“ schrie das Schaukelpferd begeistert.

„Ruhe jetzt, es geht los“ mahnte der Weihnachtsstern.

 Der Mann und die Frau hatten sich auch heraus geputzt und begannen die Kerzen an mir anzubringen und anzuzünden. Sie sangen „Oh Tannenbaum“. In diesem Lied ging es um mich.

 Danke, das war wirklich nicht nötig, freute ich mich gerührt und nahm mir fest vor nicht mehr zu niesen. Überall flackerte helles Kerzenlicht um mich rum und mir wurde richtig warm um die Nadeln vor lauter Freude.

 „Setz dich und mach dein Geschenk auf“. Der Mann überreichte der Frau ein kleines Päckchen. Sie errötete und öffnete ein kleines samtenes Kästchen.

„Oh ein Ring, wie wunderschön“.

 „Willst du mich heiraten?“ fragte der Mann und nahm die Hand der Frau.

„Ja ich will dich heiraten, mehr als alles andere auf der Welt“ sagte die Frau überglücklich

und lagen sich in den Armen und ließen sich nicht mehr los.

 In diesem Moment schüttelte mich noch einmal ein kleines „Hatschi“ und alle wurden wieder leicht durchgerüttelt.

 Der Mann und die Frau sahen mich an und lachten lautstark los.

„Was immer das bedeuten mag, für mich ist er ein Glücksbaum“ strahlte die Frau mit Tränen in den Augen.

„Wir lassen in besser nicht aus den Augen, sonst fackelt er uns noch die Bude ab“ grinste der Mann und nahm seine Liebste wieder in den Arm.

 Den restlichen Abend wurde gesungen, weitere Geschenke ausgepackt und als die beiden Verliebten die letzte Kerze ausbliesen war es schon sehr spät.

„Ich komme gleich nach “ sagte die Frau zärtlich und der Mann verließ das Zimmer.

 Die Frau setzte sich vor mich hin und lächelte.

„Ein wenig unheimlich bist du mir schon aber ich glaube du hast geholfen, dass es für mich das schönste Weihnachten geworden ist. Ich danke dir.“

 Leise ging sie aus dem Raum.

 „Ich glaube dass war dein Verdienst, ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen“ meinte der Strohstern, froh dass er nicht abgebrannt war. „So ein Schnupfen hat auch Vorteile“.

 „Habe ich dir nicht gesagt, dass es etwas ganz besonderes ist ein Christbaum zu sein?“ fragte mich der Weihnachtsstern.

Ich nickte stolz. So war es und ich atmete tief und erleichtert durch.

Weihnachtsgeschichten am Kamin 30
Gesammelt von Barbara Mürmann
[Kindle Edition
Barbara Mürmann (Herausgeber)

 

Weihnachtsbesuch eines Engels

Über einer Stadt schwebte der Geist der Weihnacht. Die Einkaufstrasse bebte unter der Hektik der Menschen auf der Suche nach den letzten Geschenken. Der Weihnachtsmarkt auf dem Hauptplatz zeigte sich als leuchtender, glitzernder Verführer, winkte in den letzen Zügen mit Zimtgeruch und Glühweinduft. Lädt die Suchenden zum kurzen Verschnaufen ein bevor die Jagd nach dem perfekten Geschenk weiter geht. Die Zeit drängt. Alle wollen nach Hause und den Stress hinter sich lassen. Weihnachten spüren, zur Ruhe kommen

Ein Engel beobachtete aus der kalten Winterluft das irdene Treiben. Aus der Distanz, losgelöst vom Druck des Müssens, Habenwollens und Schmerzes, aber auch der Wärme, Liebe und Freude an die er sich noch erinnern konnte. Ohne Zeit und Raumgefühl, erfüllt mit den Erinnerungen durch seine Familie konnte er sich auf diese Reise begeben. Sein Bedürfnis sich seinen Lieben zu nähern war so stark das er das ziellose Wandern durch die Unendlichkeit nicht mehr länger ertragen konnte. Die Herzen der Menschen waren verhärtet, sie spürten nicht die Botschaften ihrer Verstorbenen  die sich ihnen nähern möchten, weil sie getrieben wurden, durch das Alltagsleben wie eine Herde Vieh zur Schlachtbank. Es war den Lichtwesen kaum möglich ihre zarten Hinweise an ihre Lieben zu senden an diese verschlossenen Türen ihrer verarmten Seelen. Er war selbst so gewesen, als er noch als Mann auf Erden lebte, hatte sich nicht öffnen können für die Signale die von irgendwo her kamen, die nicht real genug für ihn waren oder die er nicht sehen konnte. Die Realität seiner Lebensführung ließ es einfach nicht zu.
Aber an Weihnachten war plötzlich alles anders. Er fühlte die Nähe seiner Familie so stark wie nie zuvor. Als würden sich auf Erden alle Herzen öffnen und Einlass gewähren. Als würden alle Menschen aufeinander zugehen und sich umarmen. Die Wärme und den Frieden die sie dabei ausstrahlten, vereinte sich zu einem Bund der Liebe und Vergebung wie ein unsichtbarer Weg auf dem die Engel hinab gleiten konnten direkt zu ihren Lieben.

Er flog leicht wie eine Feder unsichtbar durch die engen Strassen seiner Stadt. Ließ sich mit den Windböen über die Dächer der Häusermassen tragen, vorbei an seiner Schule in der er als Kind fürs Leben lernte, zu dem Bürogebäude an dem er sein Geld verdiente, verweilte kurz an dem Krankenhaus in dem er geboren wurde und in dem er im Kreise seiner Familie starb, so schnell und viel zu jung. Es zog in hin zu seinem geliebten Stadtpark. Die Wiesen waren mit einer leichten Schneedecke zugedeckt, die Bäume wie mit Puderzucker bestäubt, erstarrt durch den harten Frost der gestern Einzug gehalten hatte. Wie sehr er diesen  Park geliebt hatte, wie viele Stunden er in seinem irdischen Leben dort verbracht hatte, den ersten Kuss erhalten, Händchenhaltend spazieren ging mit der Frau und späteren Mutter seiner geliebten Tochter.  Wie eine Möwe knapp über den Wellen des Meeres glitt er über den zugefrorenen kleinen See der Anlage dahin, zog sich dann hoch in die Kälte des Abendhimmels hin zu dem Glockenläuten des Doms der zur ersten Christmesse einlud.

Der festlich geschmückte Christbaum vor der Kirche ließ ihn innehalten. Dieser herrliche Lichterschein der Tanne erfüllte ihn kurz mit Freuden längst vergangener Gefühle die sich Weihnachten in sein Herz schlichen.  Die Liebe zu seinen Zurückgelassenen überwältigte ihn.

 Es war das erste Weihnachten für sie ohne ihn.

 Seine Frau würde mit der gemeinsamen Tochter, seinem geliebten Enkelkind und seinem Schwiegersohn feiern. Sie würde den Baum das erste Mal ohne ihn schmücken, mit dem gleichen Schmuck den sie zusammen vor Jahren gekauft hatten, den Braten und die Knödel herrichten und die Geschenke um den Christbaum verteilen. Nach der Geschenkverteilung würde sie Punsch und selbstgebackene Plätzchen reichen. So wie sie Weihnachten jedes Jahr feierten, früher zu zweit, dann mit der Tochter und später mit deren Freund und jetzt Mann und Enkelsohn. Würde er den Anblick ertragen können dies alles zu sehen aber nicht dabei sein zu können? Niemanden umarmen dürfen, keine Küsse verteilen, Wangen streicheln. Würden seine Signale ihre Sinne erreichen und ihn bei sich spüren können? m Vorsichtig näherte er sich der Strasse in der er so viele Jahre gelebt hatte. Er glitt durch die kalten Hausmauern, erregt und voller Furcht vor seinen Gefühlen und sah seine Familie im gemütlichen Wohnzimmer Weihnachten feiern, genauso wie er es sich ausgemalt hatte in seiner Hoffnung.

Bewegt und stolz beobachtete er seine Familie und ein kurzes Schmerzgefühl durchzuckte ihn, als er Tränen in den Augen seiner Frau sah und seine Tochter den Arm um die Schultern der Mutter legte und sie liebevoll festhielt. Sein Schwiegersohn packte mit seinem Enkelkind ein Geschenk aus.

Ein tiefer Seufzer durchdrang ihn und die Kerzen auf dem herrlichen Christbaum flackerten leicht und seine Frau sah durch ihn hindurch und lächelte ihn an. Sie spürte seine Anwesenheit, dass fühlte er und sein Drang sie zu umarmen ließ ihn erzittern.

Doch etwas hielt ihn davon ab, forderte ihn auf zurückzukehren, er musste loslassen. Er war schon zu lange hier. Wurde gerufen und er fühlte dass es gut und richtig war. Noch einmal sah er seiner Frau in die Augen und mit diesem Bild der unendlichen Liebe verließ er lautlos den Raum, flog hoch in die heilige Nacht, leicht und schwerelos zurück an Gottes Herz.